Im Porträt:
Roland Riebeling



DER KISSENMANN

@Roland Riebeling probt. Und probt. Und probt. Gemeinsam mit seinen Schauspielkollegen im Theater Duisburg. „Ganz viel Text. Im Affentempo. Das wird eine Schlittenfahrt“, sagt er und lacht. „Aber ich freu mich riesig drauf. Denn: Das Stück ist spannend, unterhaltsam, absurd, anrührend, brutal, zum Schreien komisch. So müsste ideales Theater sein.“


In einem Monat feiert „Der Kissenmann“ Premiere, der Vorverkauf läuft, das Lampenfieber steigt. Die Aufführung zählt zum alljährlichen „THEATERTREFFEN". Ein absolutes Highlight während der Duisburger Akzente.
Nicht nur Ensembles aus Hamburg, Dresden oder Hannover reisen extra an und präsentieren starke Inszenierungen in unserer Stadt. Auch Duisburg zeigt, wie es geht. Und wie!
„Das ist meine dritte Produktion als fester Gast am Haus. Schauspielintendant Michael Steindl bietet großartige Werke an. Die Arbeit rührt mich immer wieder. Daher bin ich Wiederholungstäter“, berichtet Roland.
Warum? Das erzählt er uns heute im Interview. Was wir darüber hinaus erfahren: Was Rolands große Parfumsammlung mit seinen unzähligen Rollen zu tun hat, wieso er am allerbesten beim Kochen abschalten kann und weshalb es ohne Lampenfieber nicht geht.


„Ich komm‘ ausm Pott, volle Kanne“, sagt Schauspieler Roland Riebeling. Den Wahl-Bochumer kennt man nicht nur aus dem „Kölner Tatort“ oder von der Netflix-Serie „How to sell drugs online (fast)“, sondern auch von der Bühne! Gerade im tiefen Ruhrgebiet ist er an verschiedenen Häusern aktiv. So am Theater Duisburg. Seit 2017 bezeichnet er sich als „festen Gast“.
„Diesmal hat mich Regisseur Alexander Vaasen angefragt. Er ist hervorragend. Unfassbar trittsicher bewegt er sich zwischen Intelligenz und Kreativität“, so Roland. Das Ensemble probt momentan fürs traditionsreiche „Theatertreffen“ der 46. Duisburger Akzente: „Der Kissenmann“ feiert Mitte März Premiere.
„Alexander ist der Beweis dafür, dass man als warmherziger, zugewandter Mensch ein toller Regisseur sein kann, ohne uns Schauspieler auf der Bühne leiden und knechten zu lassen. Ich liebe seine Arbeit. Er holt mich immer wieder aus meiner Komfortzone, offenbart neue Wege. Daher bin ich hier.“ Das inspiriere Roland – wie das Leben.
Seit Januar studieren die Schauspieler das Kammerspiel ein. Ein Thriller voller Haken und falscher Fährten, eine tiefschwarze Komödie. Makaber, grausam und intelligent zugleich. Und viel Text, irrsinniges Tempo: „Das Stück ist spannend, unterhaltsam, absurd, anrührend, brutal, zum Schreien komisch. Wir lachen unheimlich oft beim Einstudieren“, berichtet Roland schmunzelnd.
Um die Berge an Textmengen zu lernen, ist Fokus essenziell. „Das gelingt, wenn ich morgens meditiere. Das macht mich wach. So bin ich im Moment. Als ich das Skript durchgearbeitet habe, dachte ich: Das wird eine Schlittenfahrt.“
Den Kissenmann gibt es ohne Pause, rund zwei Stunden ordentliches Tempo: „Aber das wird gut“, meint Roland optimistisch. Denn das Ensemble sei großartig. Roland schätzt das innige Miteinander: „Als seien wir eine eingeschworene Schauspiel-Company. So muss das sein. Sonst würde uns die Leichtigkeit und zugleich Verrücktheit des Stücks nicht gelingen.“
Er verkörpert Katurian, einen verhafteten Schriftsteller. Wie er ist? „Merkwürdig, unvorhersehbar, anrührend.“ Zu Beginn näherte er sich der Rolle so: „Warum sagt Katurian das? Warum verhält er sich, wie er sich verhält? Ich muss ihn verstehen, das ist essenziell“, betont Roland.
Dann, wenn die Proben schon fortgeschritten sind, kommt ein liebgewonnes Ritual: „Ich habe für jede Rolle, in die ich schlüpfe, ein Parfum, weil Düfte bringen mich in die Welt der Figur“, verrät er.
So kommt es, dass daheim eine gefüllte Vitrine steht – mit unzähligen Flakons. Wie riecht Katurian? „Schwer, altväterlich. Nicht mainstream. Nach alter Kellerwand, kurz vor dem Muff“, meint Roland nach kurzer Überlegung und lacht.
Wofür er sich neben Parfums noch begeistert? „Fürs Kochen! Da hast du sofort das Ergebnis. Du siehst es, du schmeckst es. Du kannst dir direkt deine Meinung bilden, ohne die Einschätzung anderer abzuwarten. Ich esse unheimlich gern. Lieber als zum Sport zu gehen“, gesteht Roland.
Theater besucht er auch privat: „Das muss sein. Ohne Input geht’s nicht. Gemeinsam erleben, reflektieren. Das verbindet.“
Beim „Kissenmann“ schätzt er, dass es auf aktuelle Fragen eingeht, die die Gesellschaft umtreiben: „Das Werk ist brisant und balanciert auf einem schmalen Grat: Was darf Kunst? Was darf Kunst abbilden? Wo sind Grenzen? Wie händeln wir sie? Wir haben jetzt schon eine Menge einstudiert und immer wieder entdecken wir neue Blickwinkel. Es ist so vielschichtig.“
Wie er mit der Fülle umgeht, gerade kurz vor dem Auftritt? „Ich brauche Aufregung. Wenn sie da ist, umarme ich das Lampenfieber. Es bringt mich auf Betriebstemperatur. Beim Theater ist es so: Ich denke alles hin: Raum, Publikum, Atmosphäre. Und fühle mich ganz tief rein. Beim Film denke ich alles weg: Tonangel, Kamera, Scheinwerfer. Es ist eine enge gegen weite Konzentration. Am Ende geht es immer darum, authentisch zu sein.“
Das stellt Roland nicht nur auf der Duisburger Bühne unter Beweis. Diesmal im Foyer III, einem Studio mit 74 Plätzen unter dem Dach des Theaters – hautnah zum Publikum: „Mein Jahr ist gut gefüllt. Ich drehe noch drei ‚Tatorte‘ und ‚Mord mit Aussicht‘. Daneben arbeite ich als Dozent an der Uni. Daher sind meine Auftragsbücher schnell voll. Doch das macht mich demütig. Und zufrieden.“




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